Wie man Biesen in allen Breiten ohne speziellen Nähfuß nähen kann
Biesen können aus einem sehr einfachen Kleidungsstück, wie zum Beispiel einem Top, ein raffiniertes Oberteil zaubern. Viele scheuen sich davor, sie zu nähen, weil sie denken, es wäre schwierig Biesen zu nähen. Mit diesem Vorurteil möchte ich heute aufräumen – es ist nicht schwierig, es bedarf – je nach Anzahl der Biesen – einfach etwas Geduld und ein heisses Bügeleisen ist auch von Vorteil.
Nachfolgende Punkte möchte ich hier erklären.
- Was sind überhaupt Biesen
- Wie näht man Biesen ohne speziellen Nähfuß
- In welchem Material nähen sich Biesen am besten
- Welche Möglichkeiten gibt es noch Biesen zu nähen
Was sind überhaupt Biesen?
Biesen sind kleine Fältchen, die in frei gewählten Abständen auf der rechten Stoffseite im Fadenlauf (Längs- oder Querbiesen) genäht werden. Sie können ganz schmal (1-2 mm) oder auch breiter sein. Je nach Belieben und Modell.
Biesen können durchgängig – also über ein komplettes Schnittmusterteil laufen oder auch als Einsatz, z. B. bei Hosen am Knie oder nur in der Schulterpartie genäht werden. Es ist auch möglich Biesen nur bis zu einem bestimmten Punkt zu nähen und dann zu verriegeln. Das ergibt besondere Effekte in z. B. einem Vorderteil. Bei dem oben gezeigten Blusentop Fleur_B habe ich die Biesen nur über das Rückenteil verteilt – das Vorderteil sieht so aus: Es ist ein Batist mit Lochstickerei.
Diese Kombination ist sehr apart und auch ein wenig überraschend. Um die beiden Stoffe zu verbinden, habe ich noch eine Biese auf die Ärmelblende genäht. Dazu später mehr.
Wie näht man Biesen ohne speziellen Nähfuß
Wenn man nur ab und zu Biesen näht – so wie ich – ist ein spezieller Nähfuß absoluter Luxus und nicht nötig, außer man hätte ihn sowieso schon. Wie gehst Du also vor:
- Überlege Dir die Biesenbreite und den Abstand zwischen den Biesen. Skizziere auf einem Blatt Papier Deine Idee dazu.
- Das Schnittmusterteil, in das die Biesen genäht werden sollen, wird noch nicht fertig zugeschnitten, da die Biesen mehr Stoff benötigen. Wähle ein großzügig bemessenes Stück Stoff, aus dem Du nach Fertigstellung der Biesen, das Schnittteil herausschneidest. Achte auf den Fadenlauf! Folgende Überlegung: 10 x 2 mm breite Biesen benötigen ungefähr 2,5 cm mehr an Stoffbreite usw.
- Bei einer gleichmäßigen Verteilung der Biesen arbeitest Du Dich von einer Seite zur anderen. Sind die Biesen ungleichmößig verteilt, bestimmst Du die zukünftige Mitte des Schnittmusterteiles und arbeitest von dort aus jeweils zu den Seiten.
Biesen-Nähen Schritt 1:
Biesen werden im geraden Fadenlauf genäht – das kann in Längs- oder Querrichtung sein. Bügle in Deinem Stoffstück die 1. Biese vor – also einfach einen Bug bügeln. Steppe die Biese mit Geradstich gleichmässig ab – in der von Dir gewünschten Breite. Je nach Biesenbreite orientiere Dich an den eingravierten Markierugen Deiner Nähmaschine. Ist die Biese nur sehr schmal – man nennt das auch Haarbiese – kannst Du – wenn möglich – die Nadel auch einfach verstellen, so dass Du Dich ganz bequem an der rechten Innenkante des Nähfüßchens orientieren kannst. Je nach Nähfüßchenmodell, mußt Du Dir andere Orientierungspunkte suchen. Es wäre auch möglich, die Nadel nach links zu versetzen und die mittige Kerbe als Blickpunkt, der an der Aussenkante langläuft, zu nehmen. Wenn Deine Nadel nicht verstellbar ist und sie somit immer mittig sitzt, hast Du vielleicht mehrere Einkerbungen am Nähfuß, an denen Du Dich orientieren kannst. Solltest Du z. B. einen Kantennähfuß besitzen und die Nadel hoffentlich verstellbar sein, ist es noch einfacher.
Biesen-Nähen Schritt 2:
Am Bügelbrett markierst Du die 2. Biese, indem du den Abstand mit dem Maßband bestimmst. Bügle wieder eine gerade Kante exakt im Fadenlauf. Dann folgt Schriftt 1 usw. Eigentlich ganz einfach. Zeitaufwendig ja, aber das Ergebnis spricht für sich, meine ich.
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Ärmelblende mit Biese nähen beim Blusentop Fleur_B
Das Blusentop Fleur_B hat original eine recht breite dekorative Ärmelblende. Diese Blende kann man umkrempeln oder aber auf eine andere gewünschte Breite verschmälern. So geschehen beim hier gezeigten Nähbeispiel. Die fertig genähte (sichtbare) Breite ist hier knapp mehr als 2 cm. Ich habe die Blende in 4,5 cm Gesamtbreite + Nahtzugabe zugeschnitten und mittig in der 1. Hälfte eine Biese genäht und diese zur Mitte gebügelt (später weist sie nach aussen). Du rechnest also: Nahtzugabe + 1,2 cm = Bugkante der Biese.Die Länge ist hier sehr kurz und kastig. In meinem Fall – für eine Körpergröße von 163cm, liegt die Rückenlänge bei 56 cm – das für Dich als Anhaltspunkt.
Noch ein Satz zum vorderen Saum: Es ist eine sogenannte offene Kantenverarbeitung, d. h. ich habe einfach die Seitenkante als Saum genommen. Damit ist auch klar, dass ich in Schussrichtung (also quer zum Fadenlauf) zugeschnitten habe. In diesem Fall kein Problem. Das ist individuell abzuwägen. Aber bei diesem Stoff hat es sich angeboten – auch um der Bluse ein wenig mehr Lässigkeit zu geben.
Biesen ohne Spezialnähfuß als Film ansehen
Wenn Du möchtest, kannst Du Dir diesen Vorgang auch als kurzen Film auf YouTube ansehen: Wie näht man Biesen – Film ab!
In welchem Material nähen sich Biesen am besten?
Je feiner die Webung, desto feinere Biesen lassen sich arbeiten. Gute Erfahrung habe ich mit Baumwollbatist und -Popeline. Blusenleinen und auch Seide. Viskose lässt sich ja auch gut vorbügeln – hier könnte es eventuell manchmal schwieriger werden – auf größere Strecken – im Fadenlauf zu bleiben, wenn die Webung verzogen ist. Je nach Qualität. Auch in Jersey – auf nicht zu langen Strecken – lassen sich zum Teil Biesen nähen. Auch hier im Einzelfall nach Qualität abzuwägen bzw. auszuprobieren, ob es funktioniert. Bei Jersey empfiehlt es sich eine Stretch-Zwillingsnadel zu verwenden.
Welche Möglichkeiten gibt es noch Biesen zu nähen?
Haarbiesen kann man auch mit der Zwillingsnadel imitieren. Ich schreibe bewusst nicht „nähen“ weil, es strenggenommen keine richtigen Haarbiesen sind, aber sehr ähnlich aussehen. Dazu ist es erforderlich 2 Garnspulen als Oberfaden einzufädeln – die Nähmaschine muss also 2 Garnhalterungen haben. Der Faden wird dann durch die gleiche Führung geführt (einfäden wie immer) und dann jeder Faden jeweils durch eine Öse der Zwillingsnadel.
Durch Erhöhen der Fadenspannung zieht sich der Unterfaden zusammen und die „Biese“ wird erhabener (wulstig). Einfach mal ausprobieren, würde ich sagen. Der große Vorteil dieser Methode ist, dass man sich nicht an den Fadenlauf halten muss, weil ja auch nicht vorgebügelt wird, sondern am flachen Stoff genäht wird. Man kann also auch Bögen oder Schlangenlinien nähen. Zeichne einfach die Linien auf die rechte Stoffseite und nähe mit langsamer Geschwindigkeit. Das Nahtende sicherst Du dadurch, indem Du die Stichlänge auf 0,5 mm reduzierst.
Das Schnittmuster Blusentop Fleur interessiert Dich? Du kannst es Dir hier ansehen: Schnittmuster Blusentop Fleur_B. Diese Variante wurde ohne die mittlere Schienennaht genäht (ist in der Nähanleitung beschrieben).
Die Leinenhose ist genäht nach Schnittmuster Hose Marlene_B. Es wurden nur die hinteren Pattentaschen weggelassen.
Ein super hilfreicher Beitrag! Bin sehr erfreut zu lesen, dass man dazu keinen Spezialfuss braucht!
Danke und herzliche Grüsse
Doris