Kennst Du das auch? Du nähst/kaufst Dir ein nettes Oberteil und…zack…der Oberärmel spannt. Neckisch zeichnet sich der kräftige Oberarm durch den Stoff und schränkt unsere Bewegungsfreiheit ein. Doch das ist für alle NäherInnen überhaupt kein Grund zu verzweifeln. Mit Hilfe dieser Schnittmusteranpassung für kräftige Oberarme bist Du ab sofort in der Lage hier Abhilfe zu schaffen. Souverän wirst Du sämtliche Schnittmuster auf die von Dir benötigte Oberarmweite abändern und zwar VOR DEM ZUSCHNITT. Ich zeige Dir wie:
Ärmelschnittmuster anpassen an Deine Oberarme
Schritt 1: Vergleiche Deine Oberarmweite mit der des Schnittmusters
Dazu misst Du Deine Oberarmweite (Oberarmumfang) an der kräftigsten Stelle (entspannt hinstellen und Arm locker hängenlassen. Zwischen Arm und Maßband sollte noch eine Fingerbreite passen) und vergleichst den Wert mit dem Oberarmumfang des Ärmelschnittmusters. Diesen misst Du ca. 3 cm unterhalb der Achsel*. Ermittle die Differenz .
*Wenn bei Dir die stärkste gemessene Stelle tiefer liegt, dann am Schnittmuster ebenfalls tiefer messen. Wo genau? Markiere die Höhe, wo Du das Maßband angelegt hast mit einer Nadel (ein enges Shirt anziehen) und miss vom Schulterpunkt abwärts die Strecke bis zur Nadel. Übertrage den Wert auf das Schnittmuster beginnend vom Querzeichen an der Armkugel nach unten. Dies ist nun die für Dich richtige Stelle, um den Ärmelumfang zu messen. Hier schneidest Du auch wie unter Punkt 2 beschrieben auf.
Wie weit soll der Ärmel sein?
Überlege, wie weit Du den Ärmel haben möchtest. Je nach Stoffart – ob mit oder ohne Elastan und natürlich modellabhängig kann das sehr unterschiedlich sein. Wenn Du noch nicht sehr näherfahren bist, könnte Dir z. B. eine Bluse oder ein Shirt (abhängig davon, was Du nähen möchtest ) aus Deinem Schrank – das am Oberarm gut sitzt – als Vorlage für die Weite dienen. Grundsätzlich gilt: Nicht dehnbare Webware mindestens 4-5 cm Mehrweite, bei dehnbarer Webware darf es weniger sein. Modelle aus Jersey haben oft ein Mindermaß am Oberarm, was nicht immer vorteilhaft ist. Hier ist es oft besser den exakten Oberarmumfang und z. B. +1-2 cm zu nehmen.
Schritt 2: Das Ärmelschnittmuster aufschneiden und erweitern
Zeichne eine senkrechte Linie in den Ärmelschnitt, diese verläuft parallel zum Fadenlauf vom Querstrich in der Armkugel bis zum Saum. Ca. 3 cm unterhalb der Achsel** zeichnest Du eine Querlinie (90 Grad Winkel zur Senkrechten).
**oder wenn die stärkste Stelle tiefer sitzt, wie unter Punkt 1 beschrieben vorgehen.
Schneide die Senkrechte beginnend am Saum bis knapp vor die Armkugel ein. Die waagrechte Linie wird so eingeschnitten, dass das Schnittmuster an der Seitennaht eben noch zusammenhängt. Die oberen Teile werden nun um die fehlende Weite auseinander gezogen. Der ursprüngliche Fadenlauf wird dadurch ungültig!
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Schritt 3: Saum zudrehen und ausgleichen
Damit der Ärmel nur im Oberarmbereich weiter wird, werden die Schnittteile am Saum wieder zusammen geschoben und aneinandergeklebt. Dabei schieben sich die Kanten am waagrechten Einschnitt automatisch etwas übereinander – es sollte lediglich darauf geachtet werden, dass dies gleichmäßig erfolgt. Der neue Fadenlauf verläuft vom Einschnitt an der Ärmelkugel bis zum Saum. Jetzt nur noch die Armkugel sowie die Saumkante ausgleichen, dass jeweils ein harmonischer Kantenverlauf entsteht. Zur Stabilisierung mit Papier hinterkleben.
So und damit weißt Du nun, wie es geht. Probier es gleich aus, z. B. bei Blusenshirt KIM_B, – es hat einen schmalen Ärmel, den ich immer um 2 cm erweitere.
Oder bei der Jerseybluse Umeko_B
Danke für diese Beitrag, werde ich beim nächsten Oberteil gegebenfalls anwenden.
Ich habe mich auch mal sehr über zwei gekaufte Blusen aus Viscose geärgert. Sie saßen so gut und nach dem ersten vorschriftsmäßigen Feinwaschgang spannten die Ärmel – Töchterchen hat sich gefreut….- und es war keine Billigmarke.
Liebe Ingrid, dieser Beitrag kommt wie gerufen, da ich das gleiche Problem habe.
Derzeit habe ich noch einen Schnitt für eine Softshell-Jacke daliegen, wo ich mir überlegt habe, das ich den Ärmel in einer größeren Schnittgröße zuschneide und dann auch das Armloch in der größeren Größe dazu nehme. Dabei aber die normale Größe für das Vorder- und Rückenteil verwende. Aber jetzt denke ich, das ich mit meiner Berechnung komplett auf dem Holzweg bin und dabei nicht das richtige rauskommen wird. Somit überdenke ich nochmal meinen Ärmel für die Jacke und mache diesen entsprechend weiter und belasse dann das Armloch mit seiner Größe. Viele Grüße Christine
Liebe Christine,
man weiß es ja meistens selber, wo das Problem liegt. Bei mir ist es nie das Armloch, das zu klein ist, sondern eben nur der Oberarmumfang, den ich anpassen muss. Wenn das bei Dir auch so ist, dann ist es der richtige Weg. Noch ein Tipp: Bevor Du den Softshell anschneidest, könntest Du einfach nur den Ärmel aus Reststoff zuschneiden und nähen und einfach mal überziehen und schauen, wie es sich anfühlt. Danach entscheidest Du, ob weitere Schritte, wie eine Armlocherweiterung nötig sind.
Es grüßt Dich herzlich, Ingrid
Liebe Ingrid,
vielen Dank für die Anleitung – wieder was dazugelernt :-))
Bin ganz begeistert von deiner „Umeko“ – wird glaub ich nach dem Urlaub das 1. Herbstprojekt!
Alles Liebe aus Niederösterreich in die Steiermark!
Sonja
Liebe Sonja,
na wunderbar – genauso war es gedacht. Eine kleine Hilfestellung mit großer Wirkung. Ich freue mich sehr, das zu lesen,
liebe Grüße
Ingrid