In der originalen Nähanleitung wird die Bohobluse Yoko_b aus Webware genäht. Ich möchte Dir heute zeigen, dass es sehr einfach möglich ist, das beliebte Schnittmuster auch aus Jersey zu nähen.
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- Original aus Webware
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- Variante aus Jersey mit Bindeband
Was unterscheidet die neue Variante des Blusenshirts mit Bindeband von der Originalvariante?
Die völlig verschlusslose Bohobluse wird anstatt aus Webware aus Jersey genäht und den nicht ganz einfach zu nähenden Formbeleg am Halsausschnitt habe ich durch ein sehr viel einfacher zu nähendes Bindeband ersetzt.
Das habe ich geändert – Schritt-für-Schritt Anleitung
- Die Größe: Eine Größe kleiner wählen, die gerade Länge zuschneiden.
- Das Material: Für den leichten Schimmer habe ich Viskosejersey verarbeitet, der ist bekannterweise etwas flutschig, darauf muss man sich einstellen. Wähle eine Jerseyart, die schön fällt. Das sieht vorteilhafter aus.
- Weniger Nahtzugabe in der vorderen Mitte, 1 cm reicht hier völlig aus. Die Naht bleibt, sie öffnet sich oben zum Schlitz. Auch wäre es denkbar, die vordere Mitte im Bruch anzulegen und einen Schlitz einzuarbeiten. Das überlasse ich Dir.
- Ärmel und Seitennaht: Weil der Ärmel ziemlich viel Weite hat, habe ich ihn gleichmäßig 1,5 cm (doppelt) verschmälert und die Seitennaht auch um 1 – 1,5 cm im Verlauf. Diese Angaben sind nur ein Richtwert. Nähe die Bluse zunächst. Bei der Anprobe steckst Du überschüssige Weite ab und nähst die Seitennaht und den Ärmel in einem Schwung nochmal enger, wenn Du das möchtest.
Der Formbeleg entfällt; stattdessen schneidest Du einen geraden Streifen zu.
Hier habe ich für den besseren Überblick alles nochmals in der technischen Zeichnung dargestellt.
So verarbeitest Du das Bindeband für das Blusenshirt
1. Schneide eine Jerseystreifen im geraden Fadenlauf zu: 160 cm x 10 cm fertige Breite bis Gr. 42, danach gibst Du je Größe 2 cm an Länge zu. Du kannst den Streifen in der hinteren Mitte auch teilen, wenn er zu lang wird oder ihn in kleineren Größen kürzen, wenn Du bei der Anprobe bemerkst, er ist zu lang.
2. Messe das fertig gekräuselte Halsloch direkt am Blusenshirt aus (Du kannst die Kräusel am Halsloch übrigens gerne etwas enger zusammenziehen, als Du es vielleicht beim Modell aus Webware getan hättest – damit liegt dann auch das Bindeband näher am Hals – was mir in der kühlen Jahreszeit sehr entgegenkommt). Markiere dieses Maß mittig am Bindeband. Genau in dieser Länge schneidest Du ein Stück Formband oder wenn nicht vorhandene Vlieseline (sie soll sich nicht dehnen, also Fadenlauf beachten) zu. Bügle das Formband einseitig mittig an die Stoffkante – linke Stoffseite. Damit fixierst Du das Halsloch und es dehnt sich später nicht mehr aus.
3. Im nächsten Schritt verstürzt Du die beiden Enden vom Band jeweils bis 1,5 cm (bis Gr. 42) dann gerne auch 2 cm (ist auch etwas von der Dehnung des Jerseys abhängig) über die Halslochmarkierung. Die Halslochstrecke verkürzt sich dadurch. Das ist nötig, weil wir das Band gleich etwas gedehnt an das Halsloch nähen. Schneide die Nahtzugabe bis knapp vor den Stepp hin ein. Wende das Band auf rechts und bügle es flach.
verkürzt dargestellt
4. Stecke das Band mit der noch offenen Strecke leicht gedehnt an das Halsloch – rechts auf rechts. Nähe es mit großem Stich fest oder hefte mit der Hand – je nach Belieben. Eine Anprobe zeigt, ob alles so sitzt, wie es soll. Bügle das Bindeband leicht in die Rundung (die Oberkante wird keinesfalls gedehnt, das Halsloch ganz leicht), damit es sich schön entlang des Halses legt. Wenn alles gut passt, versäuberst Du das komplette Halsloch. Diese Art der Verarbeitung ist einfach und schnell. Die zumindest im nicht angezogenen Zustand sichtbare Nahtzugabe stört mich ein wenig – es ginge schöner, wenn Du das Bindeband mit den Nahtzugaben nach innen gewandt, festnähst. Allerdings eine Warnung: Mein Versuch ist gescheitert, weil ich die unterschiedliche Dehnung des Jerseys innen und außen am Band im Halslochbereich beim Annähen nicht kontrollieren bzw. gleichmäßig halten konnte. Deswegen habe ich mich für diese Verarbeitung entschlossen.
Das war es auch schon dazu. Ich hoffe, ich habe es für Dich verständlich ausgedrückt. Zusammen mit den unterstützenden Zeichnungen sollte es funktionieren. Ein etwas aufwändigeres Shirt, das ja. Aber dafür auch ein schöner Blickfang und bestens geeignet es sowohl im Büro als auch entsprechend gestylt zu schöneren Anlässen anzuziehen.
Das Ausgangschnittmuster, die Bohobluse mit dem gekräuselten Halsausschnitt, findest Du hier:
Bohobluse mit gekräuseltem Halsausschnitt und Raglanärmeln
Die Hosen wurden nach dem Schnittmuster Jeanshose im Boyfriendstyle PIPA_B und weite Hose Marlene_B genäht.
Ein Kombinationsvorschlag komplett aus B-patterns-Schnittmustern für Dich:
Kann man das Bindeband genauso auf Webware übertragen?
Nein, in Webware würde ich es nicht im geraden Fadenlauf zuschneiden, weil es sich sehr wahrscheinlich nicht schön um den Hals legen wird. Eine Möglichkeit wäre der Zuschnitt im schrägen Fadenlauf, was aber viel Stoff verbraucht. Ich habe es nicht ausprobiert ob es gut in den Zuschnitt eingelegt werden kann.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass Du es schmäler zuschneidest und vor dem Aufnähen im Halsbereich in die Rundung bügelst (offene Seite dehnen und die Oberseite leicht einbügeln). Das könnte vielleicht klappen.
Möglichkeit 3 ist die Verlängerung des vorhandenen Formbeleges – das ist sicherlich die komplizierteste Art, das Bindeband zu nähen.
Das hat für Dich geschrieben:
Ingrid Berzsenyi-Paetzel
Modedesignerin und gelernte Schneiderin
