Nähtipps für feinen Strickpullover

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(Beitrag enthält Werbung für Schnittmuster)

Liebe LeserIn,

selbstgestrickte Pullis sind was Schönes – keine Frage. Ich liebe und bewundere Strickpullis aus flauschiger leichter Wolle in traumhaften Farben und jetzt kommt das ABER…ich habe keine Zeit zum Stricken. Ja, weil ich nähe ja 😉 und…Strickpullover kann man auch nähen. Gut, man muss sich mit den vorhandenen Strickqualitäten begnügen, die es in den Stoffgeschäften gibt. Aber gerade dieses Jahr ist die Auswahl gut, teilweise sogar sehr gut.

Mein letztes Schnittmuster  ist ein Pullover, der aus Strickqualitäten genäht werden kann. Welche Erfahrungen ich dabei gemacht habe und worauf zu achten ist, fasse ich in diesem Artikel zusammen.

Merinostrick verarbeitet zum Bi_pulli
Details Strickpullover Schnittmuster Bi_pulli
feine Details vom Bi_pulli

Materialauswahl Strickpullover

Grundsätzlich kann man sagen, je schwerer eine Strickqualität ist, desto kürzer sollte der Pullover sein. Je mehr Länge, desto mehr Gewicht und desto eher hängt sich das gute Stück aus bzw. gibt auch ein Gefühl von “Schwere” beim Tragen. Ich vernähe bevorzugt, leichte Strickstoffe mit feinem Maschenbild. Die graue Longversion vom Bi_Pulli habe ich aus reinem Merinostrick genäht und der gestreifte V-Ausschnitt etwas weiter unten im Artikel ist aus einer Baumwollmischung – die sich aber wirklich wollig anfühlt.

  • Für einen Merinostrick muss man allerdings tief in die Geldtasche greifen, € 50 pro Meter sind da schnell möglich. Bei ca. 1,5 m Verbrauch muss man also mit sonstigen Zutaten € 80,–veranschlagen. Würde man so eine Art von Pulli fertig konfektioniert kaufen, kommt man allerdings mit dem doppelten Betrag – je nach Marke – kaum aus. Das muss man gerechterweise auch sagen.
  • Preisgünstiger Mischungen mit Wolle oder Baumwolle und diversen Kunstfasern. Die gibts schon um die € 20,– Euro. Der Streifen in hellblau-grau ist von swafing (70% CO 19% PC 4% EA 3% VI 2% PL 2% PA – ziemlich wilde Mischung, die Zusammensetzung habe ich mir nach dem Kauf im Laden im Internet rausgesucht) – er trägt sich sehr angenehm und ist eine gute Alternative zu Wolle. Dazu noch mehr in meinem “Waschtest”.

Grob- oder Feinstrick?

So ein Grobstrick, wo man die Maschen so schön sieht, ist was Feines. Er eignet sich für einfache Modelle – ohne viel Details. Je weniger Nähte, desto besser.

Feinstrickstoffe, wie oben im Bild zu sehen, können auch mit moderaten Details vernäht werden. Die Nähte sind nicht zu wulstig.

 

Stoffvorbereitung und Zuschnitt

Wie jeden waschbaren Stoff, wasche ich meine Strickstoffe vor dem Zuschnitt (Haha, das ist eine glatte Lüge, wie ich gestern festgestellt habe – den Eingangstext hatte ich bereits vor ein paar Tagen geschrieben – mehr dazu später). Der Zuschnitt erfolgt nicht anders als bei Jerseys oder Sweatstoffen. Schwierigkeiten könnte es höchstens beim Anzeichnen der Schnittteile auf den Strickstoff geben. Die Kreide oder andere Stifte sind nicht immer sichtbar. Zur Not, wird das Schnittteil gut mit Stecknadeln oder Nähgewichten befestigt und ohne Anzeichnen zugeschnitten.

 

Hilfsmittel Kantenband

Kennst Du das? Du trägst einen konfektionierten Strickpulli und die Ärmel werden (gefühlt) immer länger und Ausschnitt immer weiter oder er zieht zur Seite. Um das zu vermeiden, bebügle ich beim Rückenteil den Halsausschnitt und die Schultern mit selbstklebebenden Kantenband (in der Nahtzugabe). Das hält das spätere Kleidungsstück in Form.

Das Kantenband wird so aufgebügelt, dass es beim Nähen mitgefasst wird

 

 

Stichart – oder welche Nähmaschine braucht man?

Ganz wichtig für den Tragekomfort ist die Wahl der Stichart. Dehnbare Stoffe erfordern dehnbare Nähte. Am Besten eignet sich hier eine Overlocknaht abgestimmt auf dehnbare Stoffe. Die Overlockmaschine schneidet die Kante sauber ab und versäubert sie in einem Durchgang. Nun ist nicht jeder im Besitz einer Overlockmaschine. Auch die Haushaltsnähmaschine bietet meistens eine Auswahl an Stichen für dehnbare Stoffe, der sicherlich einfachste ist der Zick-Zack-Stich – in der richtigen Einstellung, die je nach Strickstoff ausprobiert werden muss, eine Alternative. Allerdings ist die Innenansicht des Pullovers nicht vergleichbar mit Overlocknähten. Das wird leider nicht so schön gleichmässig. Da muss man optisch Abstriche machen. Bei Grobgestricktem würde ich diese Alternative gar nicht in Betracht ziehen, weil ja zusätzlich zur Optik die Gefahr besteht, dass sich die Maschen der Nahtzugabe  aufribbeln.

Sonstige Einstellungen an der Nähmaschine habe ich keine besonderen gemacht. Die beiden getesteten Strickstoffe wurden gleichmässig transportiert. Nun kennt ja jeder seine Nähmaschine und weiß, dass es falls überhaupt möglich, nötig sein kann, den Nähfußdruck zu verändern (bei sehr dicken Stoffen) oder auch mit der Stichlänge- und -größe experimentiert werden muss, bis alles zum Stoff passt.

TIPP! Wenn ich ein Pulloverschnittmuster das 1. Mal nähe, schließe ich die Seitennähte zuallererst mit großem Geradstich. Dann mache ich eine Anprobe und erst, wenn alles sitzt, nähe ich die Nähte mit der Overlock. Das ist ein klein bißchen umständlich aber Overlocknähte aufzutrennen auch.

 

 

 

 

Kantenabschlüsse – welche Möglichkeiten gibt es?

Grundsätzlich kann man sagen, was für Jersey gilt, gilt auch für Strick. Also Bündchenabschlüsse aus dem Strick oder fertig gekaufte dazu passend sind eine gute Lösung. Bei feinen Strickstoffen, deren Kanten sicht nicht auflösen, gefällt mir die Streifenversäuberung (Foto ganz rechts) sehr gut. Dazu schneidet man einen ca. 2,5 cm breiten Streifen im geraden Fadenlauf (ist ja dehnbar) und näht ihn rechts auf rechts an die Halsausschnittkante (Saum geht natürlich auch). Dann schlägt man die Nahtzugabe ca. 1 cm nach links und steppt von außen fest. Der Streifen rollt sich im Idealfall über die Kante (das tun nicht alle! Wie könnte es auch anders sein ;-)). Eine zeitgemässe Abschlusslösung.

Bei einem geraden Pullover oder Kleid kann die Saumkante auch einfach umgeschlagen und mit der Zwillingsnadel (oder Coverlock) festgenäht werden.

Sonia/ bysoneken https://www.instagram.com/bysoneken/
Miriam https://www.instagram.com/mecki_macht/
Monique/buntbande – https://www.instagram.com/buntbande/
Julia/derdiedaspunkt http://derdiedaspunkt.wordpress.com

 

Mehrere Nähbeispiele in ganz unterschiedlichen Strickqualitäten (Schnittmuster Bi_Pulli).

Eines ist natürlich klar. An einen handgestrickten Pullover, womöglich noch mit Mustern und in Form gestrickt, kommt ein genähter Strickpullover nicht heran. Das ist dann nochmal eine ganz andere Liga. Das muss und soll er auch nicht.

 

Waschen – jetzt wird´s spannend

Zuguterletzt noch ein paar Worte zum Waschtest. Irgendwann wäscht man das gute Stück und das war dann auch nochmal interessant: Der Streifenpulli (erinnert Ihr Euch – es ist die günstigere Baumwollmischqualität) kam nach dem Waschen ohne Veränderung raus. Übrigens gibts bislang auch kein Pilling. Das stört mich immer besonders. Da kaufe ich mir einen schönen Strickpullover und dann gibts nach kürzester Zeit diese Knödelchen an den Seiten und am Unterärmel…krrrr. Meine Beschwerden werden seitens der Verkäuferinnen grundsätzlich abgeschmettert – ich soll mir einen Fusselrasierer kaufen und das wäre eben so…stimmt aber nicht…es ist eine Frage, welche Wollqualität eingesetzt wird – kurz- oder langstapelige Fasern. Das nur so am Rande.

Wo war ich? Achso ja: Der Merinopulli ist inzwischen auch gewaschen und geringfügig lappiger geworden, was darauf hinweist, dass er eine Appretur (Finish) hatte und sich diese rausgewaschen hat. Das enttäuscht mich jetzt schon, muss ich ehrlich sagen und auch dass der fertige Pullover nach dem Waschen gut 5 cm länger war als vorher. Gut man könnte jetzt sagen, besser länger als kürzer – das schon – aber kürzen musste ich ihn trotzdem nochmal. Merkt ihr es…ich hatte den Merinostrick nicht vorgewaschen…deswegen auch bei Strick kann ich die Vorwäsche wärmstens empfehlen.

Bi_pulli mit Tasche Bi_Bag

Dieser Artikel pocht nicht auf Vollständigkeit. Hast Du noch einen Tipp oder eine Erfahrung zum Thema Strickstoffe nähen. Ich und meine Leser würden uns sehr freuen, wenn Du davon in den Kommentaren oder mit einer Verlinkung berichtest.

Herzliche Grüße

Ingrid B

Schnittmuster Bi_pulli

Verlinken durfte ich bei:  SewLala vielen herzlichen Dank dafür.

 

9 Antworten hinzugefügt

  1. Rina 1. Oktober 2022 Antworten

    Guten Morgen!
    Ich möchte einen Tipp zum Säumen von Strickstoffen weitergeben:
    Nachdem ich mich jahrelang nicht getraut habe, habe ich beste Erfahrungen mit dem Blindstich meiner Overlock gemacht. Dazu habe ich mir allerdings schließlich auch das Extra-Füßchen gekauft. Es hat eine Art Führungslineal, damit nichts vom Saumumschlag „unters Messer“ gerät. Damit geht es wirklich gut. Außerdem verwende ich farblich passendes Bauschgarn. Und wenn damit der Stich nicht ganz blind ist – z.B. bei etwas dickerem Strick – dann stört mich das gar nicht. Ich finde es sogar ganz hübsch.
    Zur Zeit überlege ich, auf diese Art auch den Umschlag an den Vorderteilen der Strickjacke „Faye-B“ zu versäubern. Ganz ohne Befestigung gefällt es mir nicht so gut.
    Liebe Grüße, R.

    • Ingrid 4. Oktober 2022 Antworten

      Liebe R.,
      danke für diesen interessanten Tipp. Ich kenne nur den Blindstich bei der “normalen” Nähmaschine. Ich verwende ihn auch öfters für Hosensäume etc. Möglicherweise funktioniert er auch an der Vorderkante im Feinstrick, das muss ich ausprobieren.
      Zur eingeschlagenen Vorderkante: sie ist deswegen lose, weil dann die vordere Kante auf diese Weise schön fällt. Mit einer sichtbaren Naht würde man nach meinem Empfinden das Maschenbild “stören”. Ich habe mir zu Nutze gemacht, dass sowohl Feinstrick wie auch Jersey an der Kante zur linken Seite hin automatisch einrollen. Jetzt überlege ich, was Du tun könntest, wenn Dir diese Verarbeitung nicht gefällt: z. B. gibt es bei Vlieseline ein “Stretchfixband” mit dem man Säume fixieren kann. Es ist 3 cm breit – wahrscheinlich muss Du es halbieren. Ich habe aber keine Erfahrung mit dem Produkt. Ein Tipp ist natürlich der gute alte Blindstich per Hand – damit kannst Du alles unsichtbar fixieren. Lass mich gerne wissen, wofür Du Dich entschieden hast und wie es geworden ist.
      Mit freundlichem Gruß
      Ingrid

  2. Rocky 20. Oktober 2020 Antworten

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  4. Rebekka 15. Dezember 2019 Antworten

    Hallo Ingrid, danke für die tolle Zusammenfassung. Ich möchte ein Hängerkleidchen aus Grobstrick nähen und weiss nicht, wie ich an den Ärmeln (abgeschnitten) die Kanten versäubern soll. Mit Bündchenware will ich es nicht machen. Hättest du einen Tip? LG Rebekka

    • Ingrid 16. Dezember 2019 Antworten

      Hallo Rebekka,
      Vielen Dank für deine freundliche Nachricht. Mein Tipp: den Saum nach links einschlagen und mit einer Jersey Zwillingsnadel festnähen. Ich mache das sehr oft – das sieht dann aus wie von der Cover genäht und ist innen gleichzeitig versäubert.

  5. Fiene 7. Dezember 2018 Antworten

    Liebe Ingrid, das ist eine tolle Zusammenstellung von Tipps, auf die ich garantiert noch zurückgreifen werde! LG Fiene

    • Ingrid 7. Dezember 2018 Antworten

      Hallo liebe Fiene, ich freue mich, wenn Dir meine Erfahrungen von Nutzen sind und besonders über Deinen Kommentar. LG auch von mir an Dich.

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