Flache Nähte in Jersey- und Strickstoffen – 10 einfache Tipps

wellige Jerseynaht

Jersey- und Strickstoffe mit der normalen Nähmaschine nähen

Wir wünschen uns auf jeden Fall flache Nähte in Jersey und Strickstoffen. Alles andere sieht nicht gut aus. Jersey- bzw. Strickstoffe sind Stoffe, die je nach Strickart und Materialbeschaffenheit mehr oder weniger dehnbar sind und sie verhalten sich beim Nähen gänzlich anders als unelastische Webware. Mit der Overlock gibt es meistens weniger oder gar keine Probleme, weil die Overlockmaschine Ober- und Untertransport hat. Das ist günstig, weil beide Stofflagen gleichmässig unter dem Nähfuss vorangeschoben werden. Anders verhält es sich bei der “normalen  Nähmaschine”, wenn man da einfach so drauf losnäht, kann es sein, das sich die Nähte verdehnen und Du statt einem glatten Saum einen Wellenrand hast. Nicht schön!

Strickjacke Faye-B – FOTO 1

Twinset aus Feinstrick – FOTO 2

 Bi-pulli mit Twisterkragen – FOTO 3

Kann man Strickstoffe überhaupt ohne Overlock nähen?

Nicht jede(r) verfügt über eine Overlock – es ist auch nicht unbedingt nötig, da die meisten Nähmaschinen mit speziellen Elastikstichen ausgestattet sind. Die klassische Nähmaschine kommt bei mir auch bei den Saumabschlüssen zusammen mit der Zwillingsnadel zum Einsatz. Grundsätzlich sind gerade Steppnähte (außer kurze Teilstücke) in Jersey bzw. Strick nicht empfehlenswert, weil die Nähte später beim Tragen reißen werden. Sie dehnen sich ja nicht mit dem Material mit.

Welche Probleme gibt es, wenn gestrickte Stoffe mit der klassischen Nähmaschine genäht werden?

Das Hauptproblem: Du nähst die Naht (z. B. eine Seitennaht) mit Elastikstich oder auch den Saum mit der Zwillingsnadel und danach wellt sich die ganze Naht und ist verdehnt. Wie kannst Du das vermeiden? Indem Du meine nachfolgenden Tipps ZUERST AUF EINEM RESTSTÜCK DEINES ORIGINALSTOFFES ausprobierst!

10 Tipps für flache Nähte in Jersey und Strick

Ausgehend davon, dass Du den Stoff vor dem Zuschnitt gewaschen hast, kannst Du folgendes ausprobieren:

1. Empfiehlt die Nähanleitung die Verwendung von Formband (z. B. von Vlieseline T12) ? Dann solltest Du das auch an den entsprechenden Kanten aufbügeln. Es stabilisiert diese und verhindert z. B. bei der Schulter, dass sie sich während des Tragens des Kleidungsstückes ausdehnt. Du hast kein Formband? Behelfsmässig kannst Du auch feines Klebevlies in 1 cm breite Streifen schneiden. Es ist aber nicht ganz dasselbe.

Kantenband bei Strickstoffen

2. Bei Jersey und Strick ist es möglicherweise nötig den Nähfussdruck zu verringern (schön wär’s, wenn das bei jeder Nähmaschine ginge). Alternativ gibt es für viele Modelle einen Obertransportfuss. Ich habe keine Erfahrung damit, weil ich das Problem mit den nachfolgenden Tipps immer in den Griff bekomme. Für besonders stretchige Stoffe könnte der allerdings wirklich hilfreich sein, vor allem, wenn man den Nähfußdruck nicht verringern kann und auch sonst nichts hilft.

3. Eine spezielle Jerseynadel ist Pflicht (die Spitze zerschneidet nicht die feinen Strickfasern). Nähst Du mit der Universalnähnadel kann es sein, dass sich nach dem Waschen Laufmaschen entlang der Nähte zeigen!

4. Experimentiere mit der richtigen Stichlänge und -art! Probiere einfach verschiedene Arten von Stretchstichen (falls vorhanden) aus. Ansonsten experimentiere mit dem Zick-Zack-Stich.

5. Die Ober- bzw. Unterfadenspannung sollte ausgeglichen und nicht zu straff sein.

6. Stecknadeln quer zur Naht in gleichmässig nicht zu großen Abständen stecken. Du kannst einfach darüber nähen oder sie kurz vorher rausziehen.

flache Nähte durch quergesteckte Stecknadeln

7. Langsamer nähen

8. Nicht am Stoff ziehen

9. Den Stoff führen: Mit den Fingern sanft und gleichmässig an den Nähfuß ranschieben. Achtung auf die Finger!

Strickstoff führen für flache Nähte

10. Die Doppelnaht mit der Zwillingsnadel (gibt es auch in Jerseyausführung) für schöne Säume: Hier bildet sich oft eine Wulst zwischen den beiden Steppnähten. Wenn sie durch das Ändern der Fadenspannung nicht verhindert werden kann, kann Elastikgarn helfen: z. B. Seraflex + wenn vorhanden ein Obertransportfuß.

Doppelnaht mit Zwillingsnadel
Hier siehtst Du die Wulst

 

Zuguterletzt kann man durch gefühlvolles Bügeln mit etwas Dampf (eventuell auch mit feuchtem Tuch) leichte Verdehnungen “einbügeln”, so dass die Naht flach rauskommt.

Vielleicht ist ja ein Tipp dabei, den Du noch nicht kanntest. Oder gibt es noch andere Erkenntnisse? Schreib mir gerne hier in die Kommentare und lass uns unser Wissen teilen. Welche Empfehlungen ich zu Strickstoffen im Allgemeinen gebe, kannst Du hier: Nähtipps-fuer-feinen-strickpullover nachlesen.

Diesen Artikel hat für Dich geschrieben:

Ingrid Berzsenyi Paetzel

gelernte Schneiderin und Modellmacherin für SelbernäherInnen

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